Wer gendern möchte, hat viele Möglichkeiten. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie gendergerecht schreiben können und welche Vorgehensweise wir Ihnen empfehlen.

1. Wie gendert man richtig?

An der gendergerechten Sprache kommt man heutzutage fast nicht mehr vorbei. Wer liest oder schreibt, wird früher oder später mit ihr konfrontiert. Sie hat das Ziel, möglichst geschlechtsneutral zu formulieren – also so, dass sich alle angesprochen fühlen. Damit sind nicht nur Er und Sie gemeint. Es gibt nämlich noch das dritte Geschlecht. Facebook bietet in manchen Ländern sogar die Möglichkeit, zwischen 60 verschiedenen Geschlechtern zu wählen:

  • androgyner Mensch
  • androgyn
  • bigender
  • weiblich
  • Frau zu Mann (FzM)
  • gender variabel
  • genderqueer
  • intersexuell (auch inter*)
  • männlich
  • Mann zu Frau (MzF)
  • weder noch
  • geschlechtslos
  • nicht-binär
  • weitere
  • Pangender, Pangeschlecht
  • trans
  • transweiblich
  • transmännlich
  • Transmann
  • Transmensch
  • Transfrau
  • trans*
  • trans* weiblich
  • trans* männlich
  • Trans* Mann
  • Trans* Mensch
  • Trans* Frau
  • transfeminin
  • Transgender
  • transgender weiblich
  • transgender männlich
  • Transgender Mann
  • Transgender Mensch
  • Transgender Frau
  • transmaskulin
  • transsexuell
  • weiblich-transsexuell
  • männlich-transsexuell
  • transsexueller Mann
  • transsexuelle Person
  • transsexuelle Frau
  • Inter*
  • Inter* weiblich
  • Inter* männlich
  • Inter* Mann
  • Inter* Frau
  • Inter* Mensch
  • intergender
  • intergeschlechtlich
  • zweigeschlechtlich
  • Zwitter
  • Hermaphrodit
  • Two Spirit drittes Geschlecht
  • viertes Geschlecht
  • XY-Frau
  • Butch
  • Femme
  • Drag
  • Transvestit
  • Cross-Gender

 

Aber wie soll man nun alle 60 Geschlechter gleichzeitig ansprechen? Es gibt Formulierungen, die nur das weibliche und männliche Geschlecht berücksichtigen. Es ist aber tatsächlich auch möglich, so neutral zu schreiben, dass kein einziges Geschlecht ausgeschlossen wird. Wie man genderneutral schreiben kann und welche Möglichkeiten es in der geschlechtergerechten Sprache gibt, erfahren Sie hier.

2. So sprechen Sie das weibliche und männliche Geschlecht an

Neutrale Form

Diese Formulierung ist in unseren Augen die beste, weil sie am leserfreundlichsten ist.

Beispiele:

Teilnehmer + Teilnehmerinnen → Teilnehmende

Besucher + Besucherinnen → Besuchende

Mitarbeiter + Mitarbeiterinnen → Mitarbeitende

So weit, so gut. Das ist aber nicht bei allen Wörtern möglich. Denn aus einem Kunden und einer Kundin können wir nicht «Kundende» machen. Hier bietet die gendergerechte Sprache andere Möglichkeiten. In der nachfolgenden Auflistung gehen wir genauer auf sie ein.

Doppelnennung

Diese Variante braucht etwas Platz. Zu viele Doppelnennungen erschweren ausserdem das Lesen. Vereinzelt angewendet, spricht aber nichts dagegen. Üblich ist, dass die weibliche Form zuerst erwähnt wird.

Beispiele:

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Besucherinnen und Besucher

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Schrägstrich

Wer korrekt schreiben möchte, setzt nach dem Schrägstrich einen Ergänzungsstrich.

Beispiele:

Teilnehmer/-innen

Besucher/-innen

Mitarbeiter/-innen

Aus typografischen Gründen wird diese Rechtschreibregel manchmal ignoriert und stattdessen «Teilnehmer/innen» geschrieben.

Binnen-I

Das Binnen-I wird im Duden, Band 9, zwar aufgeführt, die offiziellen Rechtschreibregeln sehen es aber nicht vor. Dabei wird der Übergang von der männlichen zur weiblichen Form grossgeschrieben.

Beispiele:

TeilnehmerInnen

BesucherInnen

MitarbeiterInnen

Klammern

Diese Variante sieht man nicht mehr oft. Der Grund: Weil die Endung für das weibliche Geschlecht eingeklammert ist, wirkt es so, als wäre die feminine Form zweitrangig.

Beispiele:

Teilnehmer(innen)

Besucher(innen)

Mitarbeiter(innen)

→ Der Schrägstrich, das Binnen-I und die Klammern funktionieren nur bei Wortpaaren, bei denen die weibliche Form durch das Anfügen eines Suffixes an die männliche Form gebildet wird. Beim Begriff «Kollege» geht das zum Beispiel nicht. Die männliche Mehrzahl lautet «Kollegen», die weibliche «Kolleginnen». Wenn wir den Schrägstrich nehmen, müssten wir also «Kollegen/-innen» schreiben – was natürlich falsch ist.

3. So sprechen Sie alle Geschlechter an

Gendersternchen

Mit dem Gendersternchen schliessen Sie jedes Geschlecht ein. Es wird nach dem Wortstamm vor das «i» gesetzt. Der Duden führt diese Möglichkeit zwar auf, aber auch sie ist offiziell nicht anerkannt.

Beispiele:

Teilnehmer*innen

Besucher*innen

Mitarbeiter*innen

Das Problem: Das Sternchen wird auch als Legende verwendet und schürt die Erwartung, dass eine Fussnote mit einer Erklärung vorhanden ist. Wenn Sie also in Ihrem Text das Gendersternchen verwenden und gleichzeitig mit Legenden arbeiten, kann das für Verwirrung sorgen.

Gendergap

Der Gendergap berücksichtigt genau wie das Gendersternchen alle Geschlechter und wird am gleichen Ort eingesetzt. Und auch der Gendergap – Sie ahnen es schon – wird im amtlichen Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung nicht aufgeführt.

Beispiele:

Teilnehmer_innen

Besucher_innen

Mitarbeiter_innen

Im Gegensatz zum Gendersternchen gibt es hier die Verwechslungsgefahr mit der Legende nicht.

4. Fazit

Frau und Mann ansprechen:

Wenn es eine neutrale Form gibt, empfehlen wir, diese zu verwenden. Gibt es die nicht und wollen Sie sich an die offiziellen Rechtschreibregeln halten, entscheiden Sie sich für die Doppelnennung. Oder Sie wechseln im Text einfach zwischen der männlichen und weiblichen Form ab – auch das geht.

Der Schrägstrich, das Binnen-I und die Klammern funktionieren nur bei Wortpaaren, bei denen die weibliche Form durch das Anfügen eines Suffixes an die männliche Form gebildet wird.

Alle ansprechen:

Wenn Sie alle Geschlechter ansprechen wollen, verwenden Sie das Gendersternchen oder den Gendergap. Diese Formen sind offiziell zwar nicht vorgesehen, etablieren sich aber immer mehr.

Grundsätzlich gilt:

Viele der aufgelisteten Möglichkeiten können vor allem in der Mehrzahl angewendet werden. Steht das Wort im Singular, ist es schwierig, eine stimmige Lösung zu finden. Denn die Artikel, Adjektive und Pronomen, die vor der Bezeichnung stehen, unterscheiden sich ebenfalls in weiblicher und männlicher Form:

Jede Teilnehmerin, die im Besitz eines Tickets ist, kann ihre Jacke kostenlos in der Garderobe deponieren.

Jeder Teilnehmer, der im Besitz eines Tickets ist, kann seine Jacke kostenlos in der Garderobe deponieren.

Wann immer möglich, weicht man in solchen Fällen am besten auf die Mehrzahl aus. Hier könnte man also schreiben:

Alle Teilnehmer/-innen, die im Besitz eines Tickets sind, können ihre Jacken kostenlos in der Garderobe deponieren.

Oder noch besser:

Alle Teilnehmenden, die im Besitz eines Tickets sind, können ihre Jacken kostenlos in der Garderobe deponieren.

Wenn die Mehrzahl im Kontext nicht passt, weichen Sie auf die Doppelnennung mit Schrägstrich aus:

Bei Unsicherheiten wenden Sie sich bitte an Ihre Chefin/Ihren Chef.

5. Geschlechtsneutral schreiben bei allgemeinen Begriffen

Geschlechtsneutrale Formulierungen gibt es nicht nur bei Personenbezeichnungen.

Beispiele:

jede + jeder → alle

keine + keiner → niemand

Fussgängerstreifen → Zebrastreifen

Wenn Sie sich noch intensiver mit der genderneutralen Sprache beschäftigen möchten, können Sie auf der Website des Bundes einen ausführlichen Leitfaden downloaden.

So. Das wars – fast. Wer noch wissen möchte, warum der Schneemann mit der gendergerechten Sprache ein Problem hat, kann hier weiterlesen. Allen anderen wünschen wir viel Spass beim Gendern!